Freitag, 30. Oktober 2015

Was bisher geschah

Die Feldkampagne 2015 

Im Juni und Juli 2015 wurde wieder sowohl sondiert als auch prospektiert:

Bei der Prospektion wurden weitere Fundstellen im Grossraum des Marmorerastausees, der Gemeinde Bivio und dem Julierpass in der so genannten 'oberen Talstufe' untersucht. Zudem konnten weitere Vererzungen relokalisiert und beprobt werden.
Die zweite Hälfte der Kampagne wurde in der 'unteren Talstufe', die sich topografisch deutlich von der 'oberen' unterscheidet und deutlich schlechtere Erhaltungsbedingungen für Verhüttungsplätze aufweist, im Grossraum Savognin prospektiert.

Ausgrabungen fanden grossflächig auf "Gruba" statt, wo weitere Installationen des Verhüttungsplatzes gefunden wurden: Eine grosse Grube, voll mit Holzkohlen, eine Steinkonstruktion mit Brandspuren, eine weitere Schlackenhalde und mehrere, sich überlagende Holzkohleschichten mit Schlackenabfällen und Tondüsenfragmenten darin.

Sondiert haben wir zudem an der bereits seit einem Jahr bekannten Fundplatz Pareis I: Der durch den Strassenbau gestörte Fundplatz gibt einige Rätsel auf: Holzkohleschichten mit wenigne Schlacken und sogar Holzerhaltung! Wir sind gespannt auf weitere Forschungen vor Ort.

Spektakulär ist ebenso der Fundplatz auf der Alp Natons auf rund 2000m Höhe, den wir auch bereits 2014 beim Prospektieren auffanden: Dort konnten wir in Folge der geophysikalischen Untersuchungen eine Steinkonstruktion in der Nähe einer obertägig sichtbaren Halde teilweise frei legen: Dabei handelt es sich vermutlich um ein Röstbett. Oder um einen Ofen? Oder eine sekundäre Nutzung eines Röstbetts als Ofen? unsere Kollegen in Österreich haben ähnliche spannende Befunde ebenso 2015 ausgegraben...

Es bleibt spannend! 2016 geht es sicherlich weiter.

Feldarbeiten 2013

Schnitt durch den Schotter auf die Halde
Im Juni 2013 begann das Bergbauprojekt zur Kupferverhüttung im Oberhalbstein. Zwei  Teams
mit je vier Mitgliedern gruben im Val Faller bei Mulegns und bei Gruba auf dem Gemeindegebiet von Marmorera. Im Val Faller untersuchte man eine Schlackenhalde, welche beim Strassenbau angeschnitten wurde. Eine vorab durchgeführte geomagnetische Prospektion zeigte starke Anomalien. An einer dieser Anomalien wurde nach über 1,5m tiefem Schotter, welcher wahrscheinlich von einem Murgang stammt, eine Schlackenhalde angetroffen.


Blick auf den Schnitt mit dem Ofen
Das Team in Gruba schnitt eine obertägig sichtbare Halde, aus welcher zuletzt als kleines ‚Highlight‘ ein kompletter Schlackenkuchen geborgen werden konnte. Zusätzlich wurde noch um einen obertägig sichtbaren brandgeröteten Stein gegraben. Die Hoffnung, dass es sich dabei um einen Ofen handeln könnte, bestätigte sich. Aus diesem Grund wurde beschlossen, im Herbst nochmals eine Woche mit einem vierköpfigen Team weiter zu arbeiten, ohne dass dabei die Ausmasse des Ofens vollständig freigelegt werden konnten. 

Zwischen den Feldarbeiten 2013/2014:



Nachdem die Feldarbeiten im 2013 abgeschlossen waren, begannen die üblichen Aufarbeitungen im Büro (Umzeichnungen, Digitalisierungen usw.). Dann erfolgten die ersten Dendrodatierungen an den Holzkohlen: Die Schlackenhalden wurden in der frühen Eisenzeit im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. aufgeschüttet wurde – und nicht wie zunächst vermutet wurde, bereits in der Bronzezeit.

Feldarbeiten 2014



Die Feldarbeiten im Juni 2014 mit insgesamt 12 Teilnehmern wurden mit auf Gruba ‚reduziert‘. Zudem gab es ein Prospektionsteam, welches sich auf die suche nach weiteren Fundstellen wie Schlackenhalden, Öfen, Vererzungen und weiteren Bergauspuren begab. Zusätzlich gab es noch eine kleine Untersuchung in einem bislang kaum bekannten Stollen und mehrere Grabungsteilnehmer halfen dem Archäologischen Dienst beim der Untersuchung einer Schlackenhalde in Marmorera Scalotta, welche beim Strassenbau angeschnitten wurde. In Gruba konnte dann innerhalb von 4 Wochen der Ofen komplett dokumentiert werden. Zusätzlich wurde das Ofenumfeld untersucht und in diesem konnten zwei Gruben in Ofennähe sowie mehrere Pfostenlöcher und die tatsächliche Ausdehnung der Schlackenhalte aufgedeckt werden. Ein wenig weiter Hang aufwärts wurde durch einen schachbrettartigen Suchschnitt wurde ein weiteres Arbeitsplatz mit mächtigen Holzkohlepaketen entdeckt. Das Prospektionsteam verzeichnete während derselben Zeit dutzende Schlackenhalden und auch einen weiteren potentiellen Ofen. Zusätzlich untersuchten sie die vielversprechendsten Fundstellen mit Geomagnetik. So konnte die Feldarbeit im 2014 Erfolgreich abgeschlossen werden. 
Luftbild zur Grabung auf Gruba im Jahr 2014

Nachbereitungen 2014, Vorbereitungen 2015 & SNF Projekt:

Danach begannen wieder die vor und Nachbereitungen der alten bzw. folgenden Feldarbeiten. Im Herbst ging die freudige Mitteilung ein, dass das eingebene,  internationalen DACH-Forschungsprojekt (Schweiz, Östereich & Deutschland) beim Schweizer Nationalfond angenommen wurde. Das Projekt startete im Januar 2015.