Donnerstag, 15. Dezember 2016

Holzkohle Teil II: 

Archäologie mal etwas anders 

(auch im Winter im Labor!)


Was passiert mit der Holzkohle, welche während der Grabung gefunden werden? Diese wird  untersucht und bei einem Teil davon wird durch die Radiokarbondatierung das Alter bestimmt.
Ich hatte die Gelegenheit, den Weg der Holzkohle von der Ausgrabung bis zur Analyse durch Radiokarbondatierung begleiten zu dürfen und will euch auch einen Einblick in diesen Weg ermöglichen.
Die Holzkohle-Proben werden zuerst auf der Grabung erfasst und verpackt und dann an das Labor für Ionenstrahlphysik an der ETH weitergeleitet. Dort angekommen, werden die Proben in die Datenbank der ETH eingetragen. Danach werden die Proben einzeln ausgepackt und unter dem Mikroskop auf ihre Probequalität geprüft. 


Überprüfung der Probenqualität



Auch nach Jahrtausenden perfekt erhalten: Die Jahrringe der Holzkohle.



















Wenn die Proben gut genug sind, beginnt der Aufbereitungsprozess, um die Proben für die Messung vorzubereiten und chemisch zu säubern. Dazu werden die Holzkohleproben zuerst für eine Nacht in Salzsäure eingelegt und in den Ofen gestellt und am nächsten Morgen werden die Proben so lange mit destilliertem Wasser abgewaschen, bis sie wieder einen neutralen PH-Wert (Masseinheit, welche die Stärke von Säuren und Basen abbildet) besitzen. Danach werden sie wieder für eine Nacht in Base eingelegt und am nächsten Morgen wieder gewaschen. Daraufhin werden die Proben nochmals in Säure eingelegt und wieder gewaschen. Nach dieser Behandlung müssen die Proben getrocknet werden. Dafür lässt man sie wieder über Nacht im Ofen. Die Trockenen Proben werden dann auf eine bestimmte Menge (meist wenige Milligramm) abgewogen und in eine dünne Zinnschicht gewickelt.

Das Lobor (ETH) zur chemischen Aufbereitung

Danach werden die Proben für die Graphitisierung vorbereitet. Bei der Graphitisierung werden die Proben verbrannt und das CO2, welches bei der Verbrennung entsteht, wird gesammelt und mit Wasserstoff zur Reaktion gebracht. Dadurch entsteht reiner Kohlenstoff, welcher für die Messung benötigt wird.


Hier wird grafitisiert



Dieser Kohlenstoff wird dann in einem Beschleuniger von einem Ionenstrahl beschossen und die dabei herausgelösten Anteile der unterschiedlichen Isotopen von Kohlenstoff gezählt, allen voran das Isotop 14C, nach welchem die Methode auch häufig genannt wird. Dann wird aus den Anteilen der unterschiedlichen Isotope das Alter der betreffenden Probe herausgerechnet.


Vieles hier ist leicht vereinfacht erklärt, aber dies ist der Weg, den die Proben nehmen, um zu Datierungen für uns Archäologen zu werden. Was passiert dann mit diesen Datierungen? Das hängt von der betreffenden Fundsituation ab. Man kann jedoch sagen, dass die Datierungen uns helfen, die Fundsituationen besser zu verstehen und uns einen wichtigen Ansatzpunkt liefern, um diese zu Interpretieren.


Amir Sindelar 

Mittwoch, 16. November 2016

In Kupfer aufwiegen?


Nicht nur Menschen in der Urgeschichte maasen dem Kupfer einen hohen Wert zu!
Schaut euch den Preisverlauf des Kupfers in den letzten Monaten einmal an.
Wer da nicht in Kupfer investiert, forscht an der falschen Stelle :-)



Mittwoch, 2. November 2016

Und HOLZ!!!!


Nicht nur Kupfer, sondern auch andere Rohstoffe spielen beim Bergbau eine grosse Rolle.
Wir haben in den letzten Jahren auch immer wieder tolle, kleinere Holzfunde gemacht.

Holzfund von der Fundstelle Parais I - präpariert für dendrochronologische Untersuchungen (Foto: M. Oberhänsli, ADG)

Mit diesen Hölzern versuchen wir Jahrring für Jahrring das Alter der Fundstellen zu bestimmen! Da muss auch mal die Säge ran, damit wir aus den Holzscheiben unsere Messungen und Erkenntnisse ziehen können. Aber das ist alles erstmal nur die Theorie...

Schnitt durch ein verkohltes Holzbrett von Gruba/Pingen: leider zu wenige Jahrringe für eine Datierung (Foto: M. Oberhänsli, ADG)

Leider sind oftmals diese Hölzer trotz hervorragender Erhaltung gar nicht so aufschlussreich für die Dendrochrologie und Datierungen, weil die Jahrringe nicht ausreichend erhalten sind oder das Holz sehr verwachsen ist. 

Ob es sich bei diesen Funden um Werkzeuge, bauliche Installationen zur Aufbereitung von Erz oder um ganz andere "Befunde" handelt, wissen wir noch nicht.
Daher werden wir im Sommer 2017 voraussichtlich an diesen beiden Fundstellen erneut graben.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

KUPFER!!!!!


Hier einmal wieder etwas Aktuelles zu unserem Lieblingsthema: Wir sind nicht die einzigen, die sich mit Kupfer in der Schweiz auseinander setzen!

Kupfer ist nicht nur Vergangenheit, sondern Alltag, Gegenwart und Zukunft



Die Ausstellung "Le Cuivre" ist in Lausanne noch bis 19. März 2017 geöffnet.

Palais de Rumine
Place de la Riponne 2
1005 Lausanne




Montag, 17. Oktober 2016

Salzbergbau im Iran

Während uns in Zürich das Herbstsemester bereits wieder fest im Griff hat, sind die Kollegen vom Bergbau-Museum Bochum immernoch im Feld - nicht mehr im alpinen Metterbergrevier, sondern im fernen Iran!
Mehr über die spannenden Arbeiten zu erfahren gibt es hier:

Für die Vermessung der geoelektrischen Messprofile muss das Equipment teils auch über weitere Strecken transportiert werden. Foto: Jona Schröder/DBM

Dienstag, 27. September 2016

Alpenkupfer II

21.09.-25.09.2016, Innsbruck


Nach einem ersten Workshop in den 1990er Jahren sind unter anderem auf Initiative unseres "prähistorischen Bergbauteams" Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz in Innsbruck zu einem zweiten internationalen Austausch zusammen gekommen!

Wir diskutierten Ausgrabungen, Schlacken, human impact, Schachtöfen und Grubenöfen und spannende Experimente zur Kupferverhüttung in den Alpen und in Nepal!

Caroline Grutsch und gert Goldenberg diskutieren die Analysen von Bronzebeilen

Vanessa Py und Elena Silvestri vor einem spannende Befund aus dem Trentino (I).


Herzlichen Dank allen hoch motivierten Teilnehmern!

Für das CH-Organisations-Team-Oberhalbstein

Rouven

Donnerstag, 1. September 2016

Prähistorische Bergbau-Forschungstour in Österreich!


Unterwegs im Montanfon und im Grossraum Schwarz


MONTAFON

Ein Atemberaubender Blick aus dem Montafon ins Rheintal: Nur das Wetter macht nicht mit...

Auf dem Weg zur alten Schmiede: Bereits ausgegraben und wieder im Hang verschwunden
Schautafeln, die nicht nur die Touristen begeistern: das ist öffentlichkeitswirksame Archäologie!


Grabung "Rotholz" 

Auch im Inntal kämpft man mit dem Wetter...
Das Wasser muss aus den Sonntagen: da hilft sogar der Prof.
Beeindruckend: Reste von Öfen und Röstbetten auf der Grabungsfläche Rotholz


Herzlichen Dank an die Frankfurter (Prof. Krause) und Innsbrucker Kollegen (Prof. Goldenberg & M. Staudt) für die tollen Führungen! RT & PDC

Mittwoch, 24. August 2016

Indoor News 1

Keramik und Buntmetall - die archäologischen "Klassiker"

Aufarbeitung des Wyss’schen Materials


Im Januar 2016 wurde uns beiden (Michelle und Pierina) die Aufgabe übertragen, die Funde der Altgrabungen von Motta Vallac (1972 – 1979) und Savognin Rudnal (1979 – 1982), welche unter der Leitung von Renè Wyss (damals Landesmuseum) geborgen wurden, aufzuarbeiten. In sechs Kisten aufgeteilt wurden uns die Keramik-, sowie die Metall- und Organikfunde durch anvertraut. Inzwischen ist das vielversprechende Fundmaterial Bestanteil unserer BA-Arbeiten. Eines können wir schon verraten: Es sind tolle Funde aus der Bronze- und Eisenzeit der Bündner Alpen!

Das Fundmaterial: Noch unbekannt und anonym - aber sehr, sehr spannend


Bei der Aufarbeitung sollten wir den Fokus auf die Keramik und die Bronzeobjekte legen. Mit Bleistift, Schublehre, Profilkamm und weiterem ausgestattet begannen wir mit dem klassischen Zeichnen die Aufnahme des Materials. Während diese Aufgabe in erster Linie Michelle zufiel, kümmerte sich Pierina darum, die Funde im Fotolabor vollständig fotografisch zu dokumentieren und fortlaufend die ersten fertigen Zeichnungen digital umzuzeichnen. 

Das klassische Zeichnen


Das Moderne: In der Welt von Adobe und Co

Während diesen Arbeiten wurde entschieden, die Funde für die Publikationen mit einer Kombination aus Foto und Zeichnung darzustellen. Anhand des Fotos wurde die Ansicht der Keramik- bzw. Bronzeobjekte abgebildet, während zeichnerisch Profil- bzw. Längs- und Querschnitte gezeigt wurden:






So folgte die Arbeit am Computer mit den Programmen Adobe Photoshop und Illustrator. Die Fotos wurden massstabgetreu skaliert und freigestellt, sowie die Zeichnungen reingezeichnet und anschliessend zu einer Grafik zusammengefügt.


Zu guter Letzt sind wir nun dabei, das Material aus den Kisten zwei bis sechs im Imdas, der Datenbank des ADGs, zu archivieren.

Merkmale und Datenbank: Kein Wissen geht verloren


Durch die enge Zusammenarbeit mit Judith Bucher (wissenschaftliche Zeichnerin der UZH) und den Archäologen von Uni und Archäologischem Dienst profitierten wir ungemein von deren Fachwissen und hatten eine sehr lehrreiche Zeit.

Pierina & Michelle

Donnerstag, 18. August 2016

Einmal Petersdom – retour



Schon Ende Juni haben wir unsere Kellen, Pickel, Schaufeln und Bohrer eingepackt und das Oberhalbstein für dieses Jahr hinter uns gelassen. Zeit genug also, um sich ein Bild von den Feldarbeiten unserer Projektpartner in Österreich zu machen:
Die Innsbrucker Kollegen graben bis Ende August am Schmelzplatz Rotholz  im Unterinntal und die Bochumer Montanarchäologen führen ihre langjährigen Forschungsarbeiten im Mitterbergrevier weiter. 

Der Besuch im Hochkeilhaus am Fusse des Hochkönig war zwar nicht von schönem Wetter, umso mehr aber von eindrücklichen Befunden geprägt.
Die wetterfesten Studierenden graben sich am Troiboden durch eine komplexe Stratigraphie mit tollen Holzbefunden, schlämmen Sedimentproben im Akkord und graben bisweilen in fliessendem Gewässer stehend.

 
  



 
Unter Tage sind derzeit zwar nur kleinere (Unterhalts)Arbeiten im Gange – besichtigen lassen sich die bisher erforschten Ausschnitte des prähistorischen Abbaus aber dennoch. Die klingenden Namen Ingenieursbau, Tiefbau, Geburtskanal oder Petersdom versprechen wahrlich nicht zu viel!
Eine Kamera ist bei der Befahrung der bisweilen steilen, engen Bereiche des Arthurstollens nur hinderlich und das Fotografieren im zappen dusteren Untertagebau eine Herausforderung. Also: nichts wie hin und sich selbst einen Eindruck verschaffen resp. erkriechen und erklettern…

 
Und weils so schön ist - Pingen am Mitterberger Hauptgang: