Holzkohle Teil II:
Archäologie mal etwas anders
(auch im Winter im Labor!)
Was passiert mit der Holzkohle, welche während der Grabung
gefunden werden? Diese wird untersucht
und bei einem Teil davon wird durch die Radiokarbondatierung das Alter
bestimmt.
Ich hatte die Gelegenheit, den Weg der Holzkohle von der
Ausgrabung bis zur Analyse durch Radiokarbondatierung begleiten zu dürfen und
will euch auch einen Einblick in diesen Weg ermöglichen.
Die Holzkohle-Proben werden zuerst auf der Grabung erfasst
und verpackt und dann an das Labor für Ionenstrahlphysik an der ETH
weitergeleitet. Dort angekommen, werden die Proben in die Datenbank der ETH
eingetragen. Danach werden die Proben einzeln ausgepackt und unter dem
Mikroskop auf ihre Probequalität geprüft.
Überprüfung der Probenqualität |
Auch nach Jahrtausenden perfekt erhalten: Die Jahrringe der Holzkohle. |
Wenn die Proben gut genug sind,
beginnt der Aufbereitungsprozess, um die Proben für die Messung vorzubereiten
und chemisch zu säubern. Dazu werden die Holzkohleproben zuerst für eine Nacht
in Salzsäure eingelegt und in den Ofen gestellt und am nächsten Morgen werden
die Proben so lange mit destilliertem Wasser abgewaschen, bis sie wieder einen
neutralen PH-Wert (Masseinheit, welche die Stärke von Säuren und Basen
abbildet) besitzen. Danach werden sie wieder für eine Nacht in Base eingelegt
und am nächsten Morgen wieder gewaschen. Daraufhin werden die Proben nochmals
in Säure eingelegt und wieder gewaschen. Nach dieser Behandlung müssen die
Proben getrocknet werden. Dafür lässt man sie wieder über Nacht im Ofen. Die Trockenen Proben werden dann auf eine bestimmte Menge
(meist wenige Milligramm) abgewogen und in eine dünne Zinnschicht gewickelt.
Das Lobor (ETH) zur chemischen Aufbereitung |
Danach werden die Proben für die Graphitisierung
vorbereitet. Bei der Graphitisierung werden die Proben verbrannt und das CO2,
welches bei der Verbrennung entsteht, wird gesammelt und mit Wasserstoff zur
Reaktion gebracht. Dadurch entsteht reiner Kohlenstoff, welcher für die Messung
benötigt wird.
Hier wird grafitisiert |
Dieser Kohlenstoff wird dann in einem Beschleuniger von
einem Ionenstrahl beschossen und die dabei herausgelösten Anteile der
unterschiedlichen Isotopen von Kohlenstoff gezählt, allen voran das Isotop 14C,
nach welchem die Methode auch häufig genannt wird. Dann wird aus den Anteilen
der unterschiedlichen Isotope das Alter der betreffenden Probe herausgerechnet.
Vieles hier ist leicht vereinfacht erklärt, aber dies ist
der Weg, den die Proben nehmen, um zu Datierungen für uns Archäologen zu
werden. Was passiert dann mit diesen Datierungen? Das hängt von der
betreffenden Fundsituation ab. Man kann jedoch sagen, dass die Datierungen uns
helfen, die Fundsituationen besser zu verstehen und uns einen wichtigen
Ansatzpunkt liefern, um diese zu Interpretieren.
Amir Sindelar